Wenn man Tilman Santarius in seinem Büro an der Technischen Universität in Berlin besucht, landet man ziemlich schnell bei den großen Fragen. Seit ungefähr vier Jahren forscht er zu Digitalisierung und Nachhaltigkeit. In einem seiner aktuellen Forschungsprojekte untersucht Santarius, ob Smarthome-Systeme Energie sparen.
Das Problem bei Themen der Nachhaltigkeit: Selten gibt es auf solche Fragen eindeutige Antworten, meistens gibt es mehrere Ebenen. Bei Smarthome-Systemen geht es Santarius auch nicht nur darum, zu schauen, ob die Heizung der Nutzer jetzt mehr Energie verbraucht als vorher.
Stattdessen fragt Santarius: Wie viel sogenannte „graue“ Energie fließt schon in der Produktion in die Anlage? Wie viel wird damit bei der Nutzung tatsächlich eingespart? Wie lange wird so eine Anlage überhaupt genutzt? Und was passiert mit dem Geld und der Energie, die damit gespart werden – gibt es dadurch mehr neue Investitionen in Smarthomes?
Energieeinsparungen bedeuten nicht immer, dass tatsächlich auch weniger Energie verwendet wird. Einsparungen werden oft dadurch aufgefressen, dass man einfach mehr macht, erklärt Santarius. „50 Jahre deutsche Ingenieurskunst hat die Motoren stetig effizienter gemacht und zugleich wurden die Autos immer schwerer, PS-stärker und hatten mehr Facilities, Air-Condition etc. Der VW-Käfer von 1955 hatte 7,5 Liter auf 100 Kilometer und der VW-Beetle aus dem Jahre 2005, 50 Jahre später, hat 7,1 Liter auf 100 Kilometer. Also sozusagen nichts gewonnen,“ sagt Santarius.
Für den sogenannten Rebound-Effekt gibt es ungefähr so viele Beispiele wie technische Neuerungen: Briefe brauchen Zeit. Seit wir E-Mails schreiben, sparen wir die Zeit nicht. Wir schreiben einfach viel mehr. Auch seit es Billigflieger gibt, geben Menschen nicht weniger Geld für das Fliegen aus – sie fliegen einfach viel mehr.
Im t3n Podcast erklärt Tilman Santarius, auf welchen Gebieten der Rebound-Effekt eine Rolle spielt. Und warum es keine besonders ökologische Idee ist, Flugtaxis in den Stadtverkehr zu integrieren.