Autorenlesung als Klangkunst. Thomas Manegold hat verschiedene Gedichte und Texte aus seinem Schaffen zu einem Gesamtkonzept verwoben, welches sich im titelgebenden neuen Stück widerspiegelt. Einerseits verköpert er mit seiner eindringlichen Vortragsweise ganz bewusst den "Verführer", andererseits beschwört er in seinen Texten den Hörer, eigenverantwortlich, frei zu denken. Und das in einer unglaublich kaputten Welt, über die sich der Protagonist zeitweilig mit dem Skalpell in einer befremdlich pathologischen Art herzumachen scheint. Der erste Teil LYRIK ist wahres Kopfkino, zumeist mit schönen, schlichten Melodien unterlegt. Der mittlere Teil PROPAGANDA enthält unbegleitete Kolumnentexte und kurze, einschneidende Bestandsaufnahmen gesellschaftlicher Zustände. In GEHIRNWÄSCHE kommt es zu einem inhaltlich sehr dichten Finale, das an Bedrohlichkeit kaum zu übertreffen ist. Thomas Manegold geht in seiner Vortragsweise dabei oft an die Grenze des Machbaren und Zumutbaren und lässt keinen Zweifel daran, dass die durch Degeneration der Umwelt hervorgerufene Depression durchaus verarbeitet werden kann. Seine unnachgiebige Menschenschelte ist kompromisslos und düster, aber dennoch mit einem bösartigen Humor an den unmöglichsten Stellen und einer eindringlichen, andersartigen Ästhetik gesegnet. "Rattenfänger" ist extrem provokant und wortgewaltig, argumentiert intelligent und schonungslos, ist dabei verführend poetisch und zugleich unheilbar krank.