Michael Esser duckte sich vor dem Leben weg. Seit der Jugend fühlte er sich ängstlich und kraftlos, als Erwachsener wurde er depressiv. In der Körperpsychotherapie wurde ihm bewusst, wie sehr er einen väterlichen Halt vermisst hatte. Bei seinem Therapeuten fand er ihn. Mit ihm konnte er Rücken an Rücken stehen. Wenn der Therapeut mit Körperübungen und Massagen seine Spannungen löste, erschloss sich ihm eine Welt abgestorbener Gefühle, seiner Angst und seiner Wut. Zuvor war es ihm wie vielen ergangen, die an seelischen Störungen leiden: Er konnte sie gut erklären, aber das Gefühl von Leere verschwand trotzdem nicht. Reden allein hilft nicht, meinen immer mehr Psychotherapeuten. Sich selbst körperlich spüren, Konflikte im Rollenspiel ausdrücken, Unbewegtes in Bewegung bringen - dazu tragen körperbezogene Methoden bei, die heute in der Behandlung immer mehr zum Einsatz kommen. O-Töne: Peter Geißler, Wiener Psychotherapeut; Joachim Küchenhoff, Basler Psychiater und Psychotherapeut