Joseph Beuys' Begriff des Plastischen beginnt beim Hören, in der Sprache, bei einer inneren Skulptur des menschlichen Denkens, die er als die Voraussetzung für das Werden der sozialen Skulptur sieht. Am Ende der Moderne entwickelt Beuys einen sozialen Kunstbegriff, der auf das schöpferische Wesen jedes Einzelnen vertraut. Wenn das große Werk der Umgestaltung des sozialen Leibes, die Soziale Plastik, gelingen soll, muss jeder Mensch daran teilhaben. "Jeder Mensch ist ein Künstler" wurde ihm zur sozialen Formel und "Plastik zum Begriff der Zukunft schlechthin". "Alles ist Skulptur!", rief dem jungen Joseph Beuys die Fotografie einer Skulptur von Wilhelm Lehmbruck zu. Er sah darin eine Fackel und hörte: "Schütze die Flamme." Mit dieser Botschaft von Wilhelm Lehmbruck will auch Joseph Beuys jeden Einzelnen versehen, denn nur so ist für ihn die Auferstehung aus der Zerstörung, die Heilung der Wunde denkbar: "Schütze die Flamme / denn schützt man die Flamme nicht / ach, eh' man's erachtet / löscht leicht der Wind das Licht / das er entfachte / brich' dann, du, ganz erbärmlich Herz / stumm vor Schmerz." Beuys' letzte Rede "Mein Dank an Lehmbruck", die er elf Tage vor seinem Tod hielt. Für Joseph Beuys beginnt die Kunst beim Hören und in der Sprache. Ein bewegendes Dokumente zur Zukunft der Plastik, das zeigt, dass Beuys auch ein Magier des gesprochenen Wortes war.