Historienfilme im TV, ob es sich um „Die Päpstin“, „Die Borgia“, „Säulen der Erde“, „Die Tudors“ oder „Die Wanderhure“ handelt, sind äußerst beliebt. Allein 2,5 Millionen Zuschauer sahen den Kinofilm „Die Päpstin“, Quotenhit war „Die Wanderhure“, die 10 Millionen Zuschauer vor den Fernseher lockte.
Warum fasziniert Geschichte die Menschen? War das Mittelalter nicht düster, brutal, gewalttätig und hausten die Menschen nicht in bitterster Armut, Schmutz und Gestank? Geschichte ist der Blick durch das Schlüsselloch von einem sicheren Ort aus: Wir leben in Wohlstand, sind weitgehend sozial abgesichert, leben in einem demokratischen Staat, sind freie und gleichberechtigte Bürger - und trotzdem werden wir von Verunsicherung, Zweifeln und Ängsten heimgesucht. Zu sehen, wie Menschen mit sehr viel weniger als dem, was wir haben, nicht nur überlebt, sondern etwas aufgebaut und sich durchgesetzt haben, Ideen entwickelt haben und erfolgreich wurden, ist ein Anreiz, sich in die Vergangenheit hineinzuversetzen.
„Je suis Charlemagne“ - ich bin Karl der Große - soll Napoleon, noch ganz unter dem Eindruck seiner Pilgerreise nach Aachen im Jahr 1804, dem Papst mitgeteilt haben. Karl, den seine Zeitgenossen als den „Leuchtturm“ und „Vater Europas“ bezeichneten, galt noch über tausend Jahre nach seinem Tod als die Leitfigur der europäischen Monarchie. Es war ein Reich ungeheuerlichen Ausmaßes, das er am Ende seines Lebens nicht nur erobert, sondern auch neu gestaltet hatte: Es reichte vom heutigen Frankreich über Deutschland und Österreich bis an die Grenzen Polens, Tschechiens und der Slowakei, hinunter bis nach Ungarn und Kroatien. Nordspanien und Italien gehörten dazu, ebenso Belgien, die Niederlande und die Schweiz. Wer war dieser Herrscher, den so viele Mythen umranken, wirklich?