»Für die ›Integrationsbeauftragten‹ König Nebukadnezars II. müssen die deportierten Israeliten ein Albtraum gewesen sein. Da hatte man sie aus ihrem muffigen Provinzleben im kargen Bergland von Judäa ins quirlige, lebensstrotzende Babylon geholt, wo sich ihnen alle Chancen eines Weltreiches eröffneten, und was taten sie? Sie ›saßen an den Flüssen von Babylon und weinten‹!« Diese Sätze schrieb unser Gründer und Herausgeber Dr. Franz Metzger vor 15 Jahren, und sie lesen sich heute so aktuell wie damals. »Nichts als Jammern über die verlorene Heimat und die Versuchungen der großen Stadt!« Dank der schlechten Presse in der Bibel inklusive Schmähkritik und Fake News hat sich Babylon so tief in unsere kulturellen Codes eingegraben wie kaum eine andere Metropole: von der »Hure Babylon«, die Martin Luther mit dem Papsttum gleichsetzte, über zahlreiche Bordelle und Nachtclubs, die sich heute »Babylon« nennen, bis zur höchst erfolgreichen Fernsehserie »Babylon Berlin« – der Name der frühen Großstadt steht synonym für Ausschweifungen und Dekadenz, Sünde und Sex. Bei den Babylon-Recherchen stößt man zwangsläufig auch auf den Welthit »Rivers of Babylon«, in dem Boney M. bibelgetreu singen: »Da setzten wir uns nieder, ja, wir weinten.« -