Märchen bildet in China kein streng gesondertes Gebiet. Von den Ammengeschichten und Fabeln bis zu Göttermythen, Sagen und Novellen sind die Grenzen durchaus schwankend. Das Wunderbare gehört für China noch zum natürlichen Weltlauf, so dass hier sich keine scharfe Grenze ziehen lässt.
Zur Tangzeit lebte ein Mann namens Liu I, der war in seiner Doktorprüfung durchgefallen. So reiste er wieder nach Hause zurück. Sechs, sieben Meilen hatte er hinter sich, da flog im Feld ein Vogel auf. Sein Pferd ward scheu und rannte über zehn Meilen weit, ehe es sich halten ließ. Da sah er eine Frau, die hütete Schafe am Abhang eines Berges. Er blickte sie an; sie war wunderschön von Angesicht, doch drückten ihre Mienen geheimen Kummer aus. Verwundert fragte er sie, was ihr fehle.