RELIGIÖSE WANDLUNGSPROZESSE DER GEGENWART
Religion ist auf die Tagesordnung westlicher Gesellschaften zurückgekehrt. Denn viele neue Glaubenskonflikte prägen unsere Gegenwart. Wir erleben eine eindrucksvolle Renaissance des römischen Katholizismus, wie nicht zuletzt das große öffentliche Sterben Johannes Pauls II. sowie die hierzulande begeistert aufgenommene Wahl des Systematischen Theologen Joseph Ratzinger zum neuen Papst Benedikt XVI. gezeigt haben. Auch sind wir mit harter, gewalttätiger Religion konfrontiert, vor allem durch islamistische Terroristen.
MODERNE RELIGION DEUTEN
Viele Religionen haben sich in den letzten Jahrzehnten tief greifend verändert. Auch zahlreiche neue religiöse Akteure prägen nun die pluralen Religionslandschaften der Gegenwartsmoderne. Religionswissenschaftler suchen die zum Teil dramatisch schnellen Wandlungsprozesse im religiösen Feld in Modellen der so genannten Religionsökonomie und Religionsgeographie zu deuten. Hohe Aufmerksamkeit finden derzeit vor allem die erst um 1900 entstandenen "Pfingstkirchen", zu denen weltweit inzwischen mehr als 300 Millionen Christen gehören.
Prof. Dr. Friedrich Wilhelm Graf
ist Professor für Systematische Theologie und Ethik an der LMU München und Elected Permanent Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin, Institute for Advanced Studies. Als erster Theologe erhielt er 1999 den Leibneiz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft.