Sein Hörstück, sagt Hermann Kretzschmar, sei eine sprachlich-musikalische Aneignung von Georg Büchners "Der Hessische Landbote". Eingearbeitet werden Zitate aus dem "Fatalismusbrief" Büchners von 1834, geschrieben kurz vor der Veröffentlichung des "Hessischen Landboten" sowie Wilhelm Müllers Gedicht "Der Wegweiser" aus Schuberts "Winterreise", Passagen aus dem, den Gestus des Pamphlets aufgreifenden, politischen Essay "Der Kommende Aufstand" von 2007 und aus Henry David Thoreaus Essay "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegenüber dem Staat" von 1849. Den zentralen musikalischen Fokus bildet ein Blechbläserquartett, das einerseits die Welt des Volksaufstandes mit marschähnlichen Stücken evoziert, andererseits Schuberts Lied als eine Art Kassiber der damaligen Zeit weiterträgt. Eigentlich kein primär literarischer Text, wurde "Der Hessische Landbote" mehrfach überarbeitet. Ich folge der ersten Druckfassung. Bei der Lektüre fiel mir vor allem die rhythmische Struktur auf, die nachher für die Musik und ihre Großform bestimmend war. Dabei stellte ich mir die Fragen: Sind heute noch gesellschaftliche Zustände wie im Landboten beschrieben existent? Ist dieses Stück noch aktuell nach einer seitdem fast 180-jährigen Emanzipationsgeschichte gegenüber Staat und Obrigkeit? Kann der Text heute mehr sein als nur historisches Dokument des Vormärz? Musikinterpretation: Valentin Garvie (Trompete und Stimme), Sava Stoianov (Trompete und Stimme), Saar Berger (Horn und Stimme), Uwe Dierksen (Posaune und Stimme), Rho-Mei Yu (Schlagzeug und Stimme) und O-Tönen aus Goddelau. SWR Edition - ArsAcustica: Die Reihe für akustische Kunst mit Hörspielen zwischen Soundpoesie und musikalischem Hörstück, Klangkunst und Bildender Kunst, Rock, Pop und Neuer Musik, Originalton-Collage und Soundspace, Hrsg. von Manfred Hess und Frank Halbig