»Ich werde das Tagebuch nicht mehr verlassen. Hier werde ich mich festhalten ...« schrieb Franz Kafka am 16. Dezember 1910 und formulierte damit das Programm für seine Tagebücher, die weit mehr enthalten als Erinnerungsnotizen ihres Verfassers: In ihnen stehen Briefentwürfe neben Erzählungen, Aphorismen neben Alltagsbeobachtungen und selbstreflexive Passagen neben literarischen Fragmenten. In der facettenreichen Lesung von Bodo Primus fügen sich Kafkas Tagebucheinträge aus über einem Jahrzehnt zu einem farbenprächtigen Mosaik zusammen, in dem die Grenze zwischen Literatur und Wirklichkeit langsam verschwimmt und der Mensch Kafka sichtbar wird.