"Ich brauche nicht zu wissen, wie man die Hände eines Babys malt oder einen blutenden Kerl, der an ein Stück Holz genagelt ist." Was für eine großartige Vorstellung, dass man etwas wie die Mirrored Cubes von Robert Morris machen kann. Von diesen geht ein wirklich demokratisierender Impuls aus. Liam Gillicks Werk ist aber kein Spiegel der Welt, sondern der Versuch, hinter den Spiegel zu schauen. Der Schlüssel zu den Dingen ist die Fähigkeit, Interesse zu wecken. Das hat häufig etwas mit Fragen nach der Natur von Kunst in Beziehung zur Gesellschaft zu tun oder der Frage, wie die Gesellschaft Künstler produziert. Liam Gillick ist "keiner dieser Affen, die Klavier spielen können", er weiß, dass man dieses Interesse nur erzeugen kann, wenn man eine Idee gerade so außer Reichweite projiziert. "Man treibt auf einem Stück Holz mitten auf See, man sieht ein anderes Stück Holz und denkt sich, vielleicht sollte ich von diesem auf jenes wechseln, das sieht gut aus und scheint ebenfalls zu schwimmen. Aber die einzige Möglichkeit, wie man das wirklich feststellen kann, ist, dasjenige zu verlassen, von dem man weiß, dass es schwimmt". Liam Gillick musste seinem Großvater versprechen, etwas Vernünftiges zu lernen, damit er nicht später wie dieser im Bergwerk arbeiten müsse. Als das Versprechen hätte wahrwerden können, gab es in England bereits keinen Bergbau mehr. Gillick ist mittlerweile einer der erfolgreichsten Künstler seiner Generation, aber dieses uneinlösbare "Versprechen" hat Spuren hinterlassen. Ist das Versprechen der Moderne nach Emanzipation ebenfalls uneinlösbar? Sind wir wirklich von der Produktion zur Postproduktion übergegangen? Wie werden eigentlich Künstler produziert? Angetrieben von solchen Fragen, arbeitet Gillick als Künstler, Designer, Kurator und Kritiker. Alles zusammen ist das Werk. "Wir lieben deine bunten Metallarbeiten, aber was soll die ganze andere Scheiße und die doofen Bücher. Kann man das nicht weglassen?" fragen die einen.